Es ist der zweite Tag und nach insgesamt vier Ankunftsterminen am Flughafen Palma sind nun alle Feriengäste auf der Finca angekommen. Endlich Zeit den ersten Wein zu öffnen. 

Nach 10 Jahren im Hinterland zwischen Alcudia und Pollenca residieren wir dieses Jahr zum ersten Mal in der Nähe von Sa Pobla. Hier bekommt der Ausdruck Hinterland eine ganz eigene Bedeutung. Wir sind umgeben von Kartoffelfeldern und reichlich Traktoren im Einsatz. Sa Pobla lebt vom Kartoffelanbau und auch hier spielen die Briten eine bedeutende Rolle: der größte Markt der guten Sa Pobla Kartoffel ist des Vereinigte Königreich.

Sa Pobla selber ist vergleichsweise verschlafen, spanisch typisch verwinkelt und komplett mit Einbahnstraßen durchsetzt. 

Ich gehe morgens gegen 9 Uhr über die Placa Major zum Fischmarkt. Nicht nur während der Jazz Festival Tage, sondern auch an den Markttagen blüht die Stadt auf. Die Placa Major ist voller Leben. 

An diesen Tagen sind die Bars um diese Zeit bereits voll. Vor der Bar Toni Cotxer genießen die Einheimischen morgens die erste Flasche gekühlten Weißwein. Hier lebt man noch das klassische Rollenbild von Mann und Frau. Die Bars sind voller Männer. Insbesondere im Casal Can Verdal, einem reinen Männer-Kartenspiel-Quatsch-Trink-Club.

Sehr angenehm ist, das Touristen hier in Sa Pobla komplette Fehlanzeige sind.

Mein Highlight in Sa Pobla ist aber der schon eingangs erwähnte Fischmarkt in einer Seitengasse der Placa Major. Peixos Diego ist ein schmaler langgezogener Laden und man kann bereits von draußen die riesige Fischauswahl bestaunen.

Wir grooven uns langsam ein. Die ersten Rezepte für die nächsten Tage sind ausgewählt. Dank der Top ausgestatteten Küche steht den Wein- und Kochevents nichts im Wege. Diesen Urlaub wird es auf unserer Finca wie in einem Taubenschlag zugehen. So viele Wechsel in der Zusammensetzung hatten wir noch nie. Nur an wenigen Tagen sind wir zu viert. Ansonsten wechseln sich die Gäste dieses Jahr hier ab und die Personenzahlen liegen i.d.R. zwischen 8 und 17. Da lässt es sich prima Kochen und Weinverkostungen machen in der Gruppe eh mehr Spass als Lonesome.

Zuerst starten wir aber mit einem Besuch in unserer Stammpizzeria Sa Caseta in Alcudia. Die Besuche in dieser Pizzeria sind mittlerweile Teil unseren Wohlfül-Mallorca-Programms. Mitten in der Stadt und doch ein wenig abseits vom Haupttrubel.

Wo wir gerade beim Thema Restaurants sind. Der Besuch im Mare Nostrum gehörte auch dieses Jahr selbstverständlich wieder zu unseren Highlights. Essen im Wohnzimmer , aber ohne Dach. Essen ohne Menükarte und Essen ohne Wahlmöglichkeit. Alle bekommen das Gleiche und wie zu Hause essen auch alle zur gleichen Zeit. Wie zu Hause schmeckt es aber auch. Nächstes Jahr werden wir logischerweise wieder hin gehen.

Besonders zu erwähnen ist in diesem Jahr allerdings das Fusion19. Wir sind uns nicht sicher, ob es wirklich eines der besten Restaurants auf Malle ist, dazu kennen wir dann doch nicht genug Locations. Sicher ist aber, dass das Fusion19 seit dem durchschlagenden Erfolg bei unseren Kindern vor ein paar Jahren zu einer unserer Stammlocation geworden ist. Ja genau, unsere Kids, die gerne dicke fette Steaks essen, geben sich dieser Experimentalküche hin und sind begeistert. Anfangs sind wir ungläubig und können es kaum fassen. Dieses Jahr müssen wir sogar 2x hingehen. Wir nehmen wie immer das 4-Gang Degustationsmenü, welches mit den ganzen Amuses des Hauses auf insg 10 Gänge kommt. Preis: 45€ p.P. ! Ausgefallen, überraschend und trotzdem immer lecker. Bei unserem ersten Besuch gönnen wir uns mit dem Artadi, El Seque 2016 (EK 39€) einen unserer Lieblingsweine. Ein geiler Wein der perfekt zum Menü passt und wie immer Hammer schmeckt. Er passt absolut perfekt zur balearischen Atmosphäre im Fusion. 9,7.
Beim zweiten Besuch genießen wir den El Puntido 2015 von der Vinedos de Paganos (Sierra Cantabria). Ein Weltklasse Rioja von der Familie Euguren, ebenfalls aus dem Rioja. Vermutlich wegen des Rufs des Weinguts ist der Preis auf der Karte im Fusion19 doppelt so hoch wie der Artadi, obwohl beiden Weine am Markt zum gleichen Preis verfügbar sind (El Puntido EK 32,50€). Der Wein ist unendlich dicht und meiner Frau schon fast ein bisschen zu maskulin. 9,4.

Und um das Kapitel Restaurants abzuschließen, sei noch unserer Neuentdeckung der Genusstempel erwähnt. Das Sa Barca in Pt Soller direkt am Meer. Wir kehren zu viert während der Mittagshitze ein und sind froh schattig und mit Blick auf die Bucht von Pt Soller zu sitzen. Die Mittagstagesempfehlunmgen sprechen uns alle an. Leider sind es 5 Gerichte. Wir bestellen alle 5 mit der Bitte sie zum Teilen für 4 Personen zu servieren. Unser Wunsch wird erfüllt und wir werden mit irre frischen und sau leckeren Fisch- und Fleischgerichten verwöhnt. Wir würden am liebsten immer weiter essen. 

Gleich in der ersten Woche unserer diesjährigen Spanientour fahren wir nach Palma. Flucht aus der neuen Finca in Sa Pobla? Ist die Umstellung nach 10 Jahren im Hinterland von Alcudia doch größer als erhofft? Egal, wir entspannen jetzt erst einmal in Palma. Meine Frau geht shoppen und ich wühle mich mal wieder durch die Weinkühlschränke im WineIng. 

 Insgesamt verkosten wir an dem Nachmittag 26 Weine. Nach 4h bin ich dann doch endlich auf Urlaubstemperatur.... so kann es weiter gehen.

Die Probe im WineIng Palma

Die Sonne versinkt über dem Tal von Campanet und legt ihr letzten wohligen Strahlen auf unsere Terasse. Eigentlich ein normaler Sommerabend auf Malle, wenn da nicht plötzlich 2 PKWs mit 8 jungen Erwachsenen vorgefahren wären. Alter 20. „Trinkt einer Wein, oder alle nur San Miguel?“

 San Miguel, oh San Miguel ..... oder doch lieber Wein

"Ihr seid auf Malle?" ... "Dann kommen wir doch ein paar Tage zu Euch und gehen in Klausur ;-) "

Statt einer Verkostung im nördlichen Ruhrgebiet, verlegen wir das  Ganze doch in den Norden Mallorcas.

 Freunde aus der Heimat

Ein Fazit:

Wie jedes Jahr ist es auch dieses mal wieder sehr bedauerlich, dass die dreiwöchige Genuss- und Relaxreise zu Ende geht. Wie jedes Jahr gab´s auch dieses Jahr Siegerweine und ein paar wenige Weine die nicht so wirklich überzeugten.

Die neue Finca lag für unseren Geschmack etwas zu weit im Niemandsland. Die Fahrten ans Meer und zum shoppen in Alcudia oder Pollenca gestalteten sich für unseren Geschmack zu lang. 

Trotzdem wurde es einer der bemerkenswertesten Urlaube auf Malle ever. Eine nie da gewesen Dichte an Gästen und Events auf der Finca machten diesen Urlaub zu einem Traum für uns als Genussmenschen. Aufgelockert durch diverse Restaurantbesuche wie zB im Fusion19 oder im Sa Barca in Pt Soller, war es der perfekt Urlaub und Grund genug nächstes Jahr wieder zu kommen. Dann aber wieder in gewohnter Umgebung zwischen Alcudia und Pollenca. Das Haus ist schon reserviert !