Zwischen den ganzen Länderkochterminen in diesem Jahr treffen wir uns heute zur Verkostung von Weinen aus historischen Rebsorten.
Die Kultivierung und Wiederbelebung historischer Rebsorten hat gleich mehrere Vorteile. Man hat die Chance auf neue sensorische Erlebnisse, die einem jenseits der alteingesessenen Sorten neue Horizonte eröffnet. Damit bieten diese Sorten den Winzern die Chance auf neue Perspektiven und Alleinstellungsmerkmale. Und mit dem Climate Change macht es noch mehr Sinn sich auf neue Optionen vorzubereiten. Ob der Kunde auch davon profitieren wird versuchen wir in unserem kleinen Test zu erkunden.

Südeuropäische Rebsorten wie Merlot oder Syrah sind ja schon seit einer Weile in Deutschland auf dem Vormarsch. Am Ende bieten diese für den Konsumenten zwar in Nuancen andere Geschmacksnoten, dennoch bleibt das Grundprofil eines zB Merlot erhalten. Völlig „neue“ Reben eröffnen hier ganz neue Möglichkeiten, sprich ganz neue Horizonte.

Aufmerksam wurde ich auf diese Reben bei einer Teamveranstaltung auf der ich einen Weißwein im Glas hatte den ich nicht zu sortieren konnte. Geschmacklich kein Riesling, und doch frisch. Kein Chardonnay und doch cremig. Spontan lecker. In solchen Situationen werde ich dann schnell unruhig. Ein leckerer Wein und ich weiß nicht was es ist, unerhört ! 🤔. Man ließ mich noch eine Weile zappeln bis mir dann die Flasche des grünen Adelfränkisch präsentiert wurde.
Naja und dann stand sie auch schon fest, die Weinprobe historischer Reben bei uns zu Hause. Mit wem? Natürlich mit unserem Trüffelschwein Thorsten: Alles riechen, alles schmecken 😊.

Mit den Weingütern Historische Rebsorten und Sander findet man gleich 2 Weingüter, die sich auf historische Reben und Versuchsanbau spezialisiert haben. Die Rebenretter Historische Rebsorten bauen in Rheinhessen insgesamt 27 verschiedene historische Sorten an.

  Doch auch so alteingesessene Winzer wie zB das Weingut Knipser in der Pfalz bauen mit dem Gelben Orleans historische Reben an und aus. Eine Rebsorte aus dem 12 Jahrhundert - jetzt wiederentdeckt.

Den Gelben Orleans, tr, 2017 (17€) verkosten wir schon Anfang des Jahres. Der Wein liegt geschmacklich zwischen Riesling & Sauvignon Blanc. Blütenhonig, Rhabarberkompott, fruchtig, leicht floral, vollmundig. Insbesondere der Rhabarberkompott dominiert. Süffig, frisch, sehr lecker. 9,2.

  Der Zwischengang wird mit in Soja Sauce mariniertem Gemüse und Schweinefilet einen Hauch asiatisch. Dazu wird Pak Choi mit Mini-Kräuterseitlingen und Schweinefiletwürfel mariniert und auf der Plancha gebraten

Nach der doch extrem feinen Kokos Suppe kommt dieser Gang etwas zu rustikal rüber und passt uns am heutigen Abend nicht so ganz in die Menüfolge.

Der grüne Adelfränkisch passt als geschmacklicher Kontrast allerdings auch hier sehr gut. Mindestens genauso gut harmoniert aber der Grünfränkisch vom Weingut Sander.

Weingut Sander, Zeitensprung, Grünfränkisch, 2019 (15€).
Die Rebe gibt's seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. Und wird heute wie früher in der Amphore ausgebaut. Helles Strohgelb. Zu Beginn deutlich schwächer in der 👃. Dezente Frische. Deutlich weniger gefällig als der Adelfränkisch. Der Wein ist herb dominiert und hat keinen so langen Nachhall wie der Adelfränkisch. Entfaltet erst nach 10min im Glas seine Aromenvielfalt. Apfel, Fenchel und leichte Würznoten machen aus dem Grünfränkisch einen sehr ungewöhnlichen Wein. Nach über einer Stunde erinnert der Wein entfernt an Chardonnay. Er ist vornehm zurückhaltend und puffert die intensiv salzigen Noten des Gerichtes weg. Auch wenn er perfekt zum Zwischengang passt, wird er insgesamt nicht so richtig unser Freund. 8,5.

  Der Hauptgang wird der nächste geschmackliche 🔨. Piccata ist ja die italienische Art Sachen zu panieren: immer schön Reibkäse in die Panade. Und so panieren wir unseren 🐟 schön mit geriebenem Parmesan.

Steinbeisser-Piccata mit Pesto-Nudeln. Das nächste geschmackliche Highlight des Abends. Eigentlich braucht es zu dem Gang weder Wein noch sonst irgendetwas. Er ist so 😋 dass ich das Weinprobieren zwischendurch fast vergesse ...  Gott sei Dank aber auch nur fast. Denn der fränkische Burgunder passt perfekt dazu:

Sander, Zeitensprung, Fränkischer Burgunder, 2020 (18€).
Eine Burgundersorte, die schon unter Karl dem Großen verkostet wurde. Optisch und geschmacklich erinnert er nur entfernt an Burgunder. Ungewöhnlich ist seine extreme Würze. Pfeffrig. Sau lecker. Geschmacklich siedeln wir den Wein eher südeuropäisch an, dabei aber trotzdem leicht und süffig. Unglaublich lecker. Deutscher Rotwein und meine Frau nimmt mehr als ein Glas ! 9,8.

   Auf speziellen Wunsch unseres Süßmaul Thorsten gibt's als Nachtisch den Nachbau von Schubecks legendärem Kaffee aus der Eismaschine: Geeistes vom Kaffee.

Insgesamt ein super spannender Abend mit einem herausragenden Menü, insbesondere aber auch 2 absolut empfehlenswerten Neuentdeckungen: Unsere neue Kokos-Curry-Suppe und das Steinbeisser-Piccata. Und wie der Zufall es will, gilt die 2 auch für unser Wein Experiment. Der grüne Adelfränkisch und der fränkische Burgunder sind eine echte Bereicherung unserer Weinpalette und sollten in keinem anspruchsvollem Keller fehlen.

Und bei den Winzern der Historischen Rebsorten warten jetzt noch 24 Exemplare auf uns  und unsere fortschreitende Horizonterweiterung ..... 😂🤗💪  …