Bordeaux – Mai 2024 (Gastbeitrag von Ralf und Stefan)

Zwei Motivatoren führen zu diesem Beitrag: Der erste ist Udo, um Danke zu sagen, weil ich öfter seine Seite sowie seinen Rat nutze und hier auch einen kleinen Beitrag leisten möchte. Und der zweite Motivator ist unser Freund, Stefan, ein Bordeaux-Liebhaber, der uns überzeugt hat, nach Bordeaux zu fahren.


Typische Anreise: Flug von Frankfurt nach Bordeaux. Mietwagen. Ankunft eine halbe Stunde später in der Innenstadt: Hotel Singulier. Kann man schon mal empfehlen: schöne Einrichtung, guter Service, klein und gut gelegen.

 

Erstes Abendessen im botanique: super Service, kreative Küche (vom Geschmack für mich (RD) der beste der 4 Abende). Man kann vom Tisch aus in die Küche schauen. Eine Flasche Château Franc Le Maine 2014 (55€ im Restaurant) aus Saint-Émilion als Einstieg in die Bordeauxweine. Diese lässt uns noch Luft nach oben.

Bordeaux bei Nacht: u.a. tolle Fassaden und die Garonne. Zu empfehlen ist auch der Wasserspiegel am Place de la Bourse vor dem alten Stadttor. Bei genauer Hinsicht stellen wir überraschend fest, dass sich im alten Stadttor das Bistro "1544" befindet, in dem wir für den darauffolgenden Abend einen Tisch reserviert hatten.

 

Am nächsten Morgen geht’s gemütlich per Wassertaxi direkt zum Weinmuseum (Cité du Vin): ein geniales Gebäude. Es erinnert eher an einen Dekanter als an ein Weinglas wie im Internet beschrieben. Vor acht Jahren gebaut. Tolle Präsentation der Themen, viele Informationen, u.a. auch Gerüche verschiedenster Aromen. Interessant ist, dass die ganze Welt des Weines beleuchtet wird und die Region Bordeaux relativ wenig. Das war sogar ein wenig enttäuschend, dass man nicht mehr über Bordeauxweine erfahren hat, um sich für den Rest der Reise vorzubereiten. In Summe ist das Museum wirklich sehr empfehlenswert. Zum Eintritt gehört auch ein Probierglas im “Dachgeschoss”. Wir nehmen alle den Crémant Blanc aus dem Bordeaux (Cuvée Pinet la Roquette).
Mittagessen im Museum. Das Restaurant "Le 7" ist absolut empfehlenswert (insbesondere die hauseigene Patisserie). Überraschend ist, dass die Aussicht aus dem 7. Stock keine Weinberge zeigt. Stattdessen haben wir einen Blick auf ein Hafenumfeld und in der Ferne auf die Innenstadt von Bordeaux. Machen wir wett mit einer Flasche "Les Pélerins de Lafon-Rochet", den Zweitwein von Château Lafon-Rochet aus Saint-Estèphe 2018 (66€ im Restaurant): ein sehr schöner, runder Wein, mit gut eingebundenen Tanninen, ein klassischer Bordeaux.

 

Die Frauen separieren sich zum Shoppen. Für uns Männer geht es entspannt in der Straßenbahn zum Château Les Carmes Haut-Brion. Das einzige Weingut, welches eine Adresse im Stadtgebiet von Bordeaux aufweist. Allerdings nur weil der Parkplatz sich dort befindet. Der Rest ist in Pessac-Léognan. Man geht durch das eiserne Tor in einen wunderschönen Park. Links befindet sich das Tasting-Gebäude und rechts der neue Weinkeller, der von Philipp Stark designt und 2016 fertig gestellt wurde. Die Form erinnert an ein U-Boot, zumal es von Wasser umgeben ist.

 

Der neue Eigentümer hat für 18 Mio. € sieben Hektar, davon rd. 5 Hektar Weinberge, gekauft. Daraus entstehen ca. 45.000 Flaschen pro Jahr. Mitten in der Stadt, außen herum alles normale Wohngebäude. Der Grund, warum es hier noch Wein gibt, ist, dass der Vorbesitzer (Château Haut-Brion) vor hunderten von Jahren die Fläche an Karmeliter-Mönche verschenkt hat. Daher auch der Name „Les Carmes“.
Es gibt auch noch den Wein „C de Carmes“. Es sei nicht der Zweitwein, sondern ein anderer Wein von einem anderen Weinberg in ca. 5-10 km Entfernung.

 

Wir beginnen mit einer gemütlichen, entspannten Tour durch den Garten mit Blick auf das wunderschöne Château. Der Besitzer überlegt derzeit noch, was er mit diesem Gebäude macht. Es geht in den Weinkeller: die Tanks sind sowohl aus Stahl als auch Beton und Holz. Zusätzlich geht auch eine gewisse Menge in kleine Tonamphoren.
Jedes Jahr wird ein Betonfass bemalt. Das erste Fass wurde von der Tochter von Stark bemalt. Aus meiner Sicht das schönste Motiv als Verbindung von Terroir, Wetter, Trauben und den Händen, die alles zum Endprodukt zusammenführen.
Es sieht alles sehr stylisch und clean aus. Weiter geht es zum Probierraum für die professionellen Käufer - auch von Philip Stark designt. Man schaut aus relativ kleinen (U-Boot-) Fenstern – aber im Sitzen mit perfektem Blick – auf das Château. Den Abschluss bildet die Weinprobe mit den zwei Weinen des Châteaus:

 

  - „C de Carmes“ 2018: fruchtig, langer Abgang, sehr frisch, dadurch etwas weniger rund
  - „Les Carmes de Haut-Brion“ 2017: schwarze Frucht, mehr Tannin, weniger Säure, deutlich runder

 

Abends geht es ins Le Bistro 1544. Beeindruckende Aussicht mit Blick auf den Place de la Bourse und die Garrone. Tolle Location. Man sitzt in der Zwischenebene unter dem Sternerestaurant. Der Sommelier begleitet beide Restaurants und empfiehlt uns einen 2010er Château Haut-Bergey aus Pessac-Léognan (sehr ausbalanciert, vollmundig, tertiäre Aromen von Café und Leder, da geht was).

 

 

Und es gab einen offenen Sauternes (dahin schaffen wir es dieses Mal leider nicht): Lieutenant de Sigalas 2018 (der Vorteil des naheliegende Sterne-Restaurants) Hervorragend! Gut integrierte, zurückhaltende, aber präsente Süße. Für mich der eingefangene Sommer.

 

Wir genießen noch zwei Wein-Bars (Buvette, ComplanTerra). Kann man nix falsch machen in Bordeaux. Bei der zweiten Bar einen kleinen Champagner „Fleury Blanc de Noirs“. Feine Perlage und große Länge. Eine Gruppe von Erasmus-Studenten aus Deutschland kopiert dies gleich. Als Student in Bordeaux. Gute Idee!

 

Auf die Empfehlung von Udo fahren wir am nächsten Morgen zu Clos Dubreuil in Saint-Émilion. Unser Weg führt uns von der Stadt Bordeaux zunächst durchs Pomerol. Vorbei an namhaften Weingütern geht es am Ende auf einer kleinen Straße einen leichten Hügel hoch. Clos Dubreuil liegt östlich vom Ort Saint-Émilion auf einem Plateau, was sowohl durch den anderen Boden und die leichte Brise für den Weinbau vorteilhaft ist. Uns kommt ein legere gekleideter, junger Mann mit Baseballkappe entgegen. Ein Amerikaner! Erst etwas Verwunderung, aber David Eads, der Sohn des Eigentümers aus Texas, dessen Großvater mit Öl Geld gemacht hat. Er ermöglicht uns 3 tolle Stunden. Im Jahr 2005 hat die Familie das Weingut erworben. Wohl nicht, um sofort Geld zu verdienen. Sie machen circa 25.000 Flaschen bei rund 7 ha mit 9 Plots verteilt über die Region. Die überwiegende Menge geht in den Export. Er führt uns durch den Weinkeller, wo es pro Parzelle einen Tank gibt - alles aus Edelstahl. Die Trauben werden zum Vermeiden von Bitterstoffen nicht gepresst, sondern durch Gefrieren zum „Platzen“ gebracht.

 

Wir probieren blind einen 2013er, einen eher schlechten Jahrgang in Bordeaux - wie viele sagen, weil es sehr feucht war. Außerdem gab es einen 2015er, einen sehr guten Jahrgang. Ein deutlicher Unterschied aber der 2013 war auch recht gut. Außerdem haben wir den Zweitwein "Anna" (2021) probiert.


Als gute Amerikaner machen Sie auch einen Chardonnay, den einzigen in Saint-Émilion. Wir probieren den 2021er: fruchtig ohne viel Holz, mit einer gewissen Fülle, sehr frisch. Und auf Wunsch der Damen gibt es auch noch einen Rosé (Clara). Zum Wein hatten wir ein super französisches Mittagessen mit Baguette, Wurst, Paté, Käse, Camembert-Croissants und gefüllte Feigen.


Das Weingut hat vor kurzem die Klassifikation „Grand Cru Classé“ erhalten. 85 Weingüter sind in Saint-Émilion als "Grand Cru Classé" eingestuft, davon 14 als "Premier Grand Cru". Die Einstufung findet im Gegensatz zum Medoc alle zehn Jahre statt. Die drei großen Weingüter „Cheval Blanc“, „Ausone“ und „Angélus“ sind aus der Klassifikation ausgestiegen. Einerseits wohl aus Zweifel an der unvoreingenommen Einstufung 2012 aber auch wegen der zunehmenden Bewertung der Präsenz in sozialen Medien.

 

Der Wert des Weingutes „Clos Dubreuil“ ist durch die neue Einstufungsklasse signifikant gestiegen. Bei dem Rundgang zeigte uns David noch eine kleine Mauer. Clos heißt „von Mauern eingeschlossen“. Diese Mauer muss gepflegt werden, damit das Weingut sich weiterhin "Clos" nennen darf. Ansonsten darf sich jedes Weingut im Anbaugebiet Bordeaux "Château" nennen. Hierfür gibt es wohl keine spezifische Regelung.

 

Schließlich haben wir erfahren, dass er in der Vergangenheit überwiegend an Mövenpick verkauft hat. 2022 ging nahezu alles für den deutschen Markt an Lobenberg. Zum Abschluss zeigt David uns noch das Gästehaus mit sechs Zimmern: Im Nachhinein fragen wir nach dem Preis. Das gesamte Haus kostet am Tag 5.000 €, ist aber auch traumhaft gemacht mit Pool, riesiger Küche, Raum mit Pool-Billardtisch, und er bietet drei Nächte zum Preis von zwei zu bestimmten Zeiten an.


In Summe: Unabhängig von dem Gästehaus ist ein Besuch von Clos Dubreuil absolut zu empfehlen.

 

Von hier geht’s ein paar Kilometer weiter zum Château Franc Mayne. Wir nehmen unmittelbar an der Weinführung teil – unser Tour-Guide ist auch ein Amerikaner, aber sehr französisch mit Baskenmütze, rote Jacke. Er entspricht voll dem französischen Klischee. Hier sind wir das einzige Mal auf unserer Reise nicht allein unter uns. An der Führung nahmen ca. zehn bis fünfzehn Personen teil. Es geht in den Kalksteinkeller, auf dessen Dach ein Baum wächst. Dieser entstand beim Kalksteinabbau. Das Klima im Keller ist kühl und ein wenig feucht und daher verlieren die Fässer wenig Engelshaar. Fakten zu Franc Mayne:

  • 7 Hektar Weinberge
  • Kalkstein-Plateau, teilweise Lehm
  • 2019 gab es Mehltau beim Cabernet Franc, daher heute 100% Merlot
  • Max 45.000 Flaschen eher 30.000 heute

Die Führung endet im Proberaum, wo wir drei Weine aus den Jahrgängen 2018, 2017 und 2011 probieren. In Summe waren dies ca. 1,5 Stunden.

 

Im dazugehörigen Château übernachten wir. Wir checken kurz ein und gehen dann zu Fuß rund zwei Kilometer nach Saint-Émilion durch die Weinfelder vorbei an Château Beau-Séjour Bécot und Château Canon. Das Dorf selbst ist sehr idyllisch, viele steile und schmale Kopfsteinpflasterstraßen sowie ein Weingeschäft neben dem andern.

 

Wir haben im Restaurant Le Tertre gebucht inmitten von St. Émilion. Sowohl David als auch die Rezeptionistin vom Château Franc Mayne beglücken uns zu der Wahl. Es war auch sehr gut. Fast wie gewohnt eine kleine Karte: wir nehmen das Menu. Zur Feier des Tages nehmen wir den Clos Dubreuil 2014 (der nicht auf der Karte stand, aber uns von David empfohlen wurde): Dunkle Beere, Cassis, Brombeere, Pflaume, ausgewogene Tannine, samtiger Abgang.

 

Zu Fuß gehen wir anschließend zurück zum Château, wo wir noch den Pool-Billardtisch ausprobiert haben. Am nächsten Morgen fahren wir nach sehr gutem Frühstück, das vom Mann der Rezeptionistin zubereitet wurde, rund 1 Stunde von Saint-Émilion nach Saint- Estèphe zum Château Cos d’Estournel, dem Highlight von der Qualitätsstufe der Weine.


Aber zunächst zum dazugehörigen Hotel La Maison d’Estournel. Man fährt vor ein traumhaftes Château und wird darin von einer entspannten Behaglichkeit und sehr professionellem Service empfangen. Die Frauen genießen schon einmal das Umfeld, während sich die Männer in der Bibliothek an Immobiliengeschäften versuchen.

 

Dann gehen wir durch die Weinfelder zum Château Cos d’Estournel. „Cos“ als Ortsname und nicht zu verwechseln mit „Clos“. Laut Wikipedia: Das Château Cos d’Estournel ist eines der berühmtesten Weingüter von Bordeaux. Seit der Klassifikation von 1855 ist das Weingut als „Deuxième Grand Cru Classé“ eingestuft, d.h. in der zweithöchsten der Klassifikation.
Um Punkt 15:00 Uhr öffnet sich das große schmiedeeiserne Tor und wir werden von Tiphaine empfangen. Nach uns schließt sich das Tor wieder, und für die nächsten 3 Stunden sind wir mit ihr allein im Château.


Wir gehen zunächst in die umliegenden Weinberge. Auch hier wieder sehr sanft ansteigend oder abfallend. Ein leichter Wind geht vom Meer zur Gironde. Auffallend ist der karge Boden mit vielen Kieselsteinen. In der direkten Nähe sieht man das Château Lafite Rothschild (schon in Pauillac und nicht mehr in Saint-Estèphe).

 

Wir bekommen die Geschichte des Châteaus erzählt: Als Gründungsjahr des Château Cos d'Estournel gilt das Jahr 1811, als der Pferde- und Weinhändler Louis-Gaspard d'Estournel (1753-1844) die ersten Rebflächen erwarb. Er war stark im Handel mit Asien insbesondere Indien und stellte fest, dass der aus Indien zurückgekehrte, nicht verkaufte Wein besser war als der gleiche, im Château verbliebene Wein. Dies veranlasste ihn, alle seine Weine vor dem Verkauf auf Schiffsreise zu senden, da er die „Qualitätsverbesserung“ trotz der Kosten realisierte. Zusätzlich hat er sein Château mit vielen asiatischen Elementen versehen.


Doch dieser Aufwand ruinierte ihn und in 1852 musste er sein Gut verkaufen. Er blieb ledig, kinderlos und starb ein Jahr später mit 91 Jahren als armer Mann, kurz bevor in 1855 sein Lebenswerk durch die Einstufung als „Deuxième Grand Cru“ Anerkennung erlangte.


Seit 2000 gibt es mit Michel Reybier (u.a. ein Luxushotelier) einen neuen Eigentümer. Er hat den indischen Architektur-Einfluss behalten. Das Weingut umfasst rund 100 Hektar mit rund 400.000 Flaschen im Jahr. 80% der Fläche liegt in unmittelbarer Nähe zum Château. Der Weißwein des Hauses wird nicht in direkter Nähe angebaut.

 

Im beeindruckenden Keller, der u.a. eine riesige Schatzkammer mit Weinen von u.a. 1865 enthält, wurde viel investiert. Um Pumpen zu vermeiden und die Schwerkraft zu nutzen, werden die kompletten Behälter mit einem Lift hoch- und runter gefahren. Die Ernte für jeden der 91 Plots wird separat in einem Behälter ausgebaut.


Zur Weinprobe mit dem Namen: “In the steps of the Maharajah”:

  1. G d’Estournel (2020), 62% Cab. Sauvignon, 38% Merlot
  2. Pagodes de Cos (2020), 58% Cab. Sauvignon, 34% Merlot, 4% Cab. Franc
  3. Cos d´Estournel (2019), 65% Cab. Sauvignon, 35% Merlot
  4. Cos d´Estournel (2015), 75% Cab. Sauvignon, 24% Merlot, 1% Cab. Franc
  5. Cos d´Estournel (2012), 75% Cab. Sauvignon, 22% Merlot, 2% Cab. Franc, 1% Petit Verdot
  6. Cos d´Estournel Blanc (2019), 65% Sauvignon Blanc,35% Sémillon

Wir haben wieder blind verkostet und mit den fünf Rotweinen begonnen. Der zuerst probierte Wein war deutlich anders als die anderen. Er war fruchtig, insbesondere Kirsche, fein und frisch; er wirkte fast burgundisch. Am Ende war sehr schnell klar, dass es sich bei der Nummer 1. um den G d’Estournel handelt, der von einem anderen Terroir stammt und nicht direkt um das Château angebaut wird. Geschmacklich ähnelten sich die übrigen vier Weine. Alle Weine von Nummer 2. bis 5. haben Aromen von schwarzen (Brombeere) und roten (Erdbeere, Himbeere) Früchten mit einer vollen Nase. Außerdem haben sie eine mehr oder weniger starke Gewürzkomponente mit Pfeffer, Paprika, Nelke. Die Farbe änderte sich beim zuletzt probierten Wein (Nummer 5.), der etwas rotbrauntöniger wurde. Auch tertiäre Aromen wie Tabak wurden hier deutlicher wahrnehmbar. Ein Zeichen für einen etwas älteren, reiferen Wein – offensichtlich der älteste Jahrgang aus der Reihe (2012er). Der als zweiter probierte Wein (Nummer 2.) war gleich sehr präsent. Er wirkte frisch aber schon sehr rund. Der Wein danach (Nummer 3.) war anfangs noch etwas verschlossen, aber schon mit mehr Länge. Ein weiterer geschmacklicher Anstieg erreichte der als vierter probierte Wein (Nummer 4.). Der Nachhall war enorm – geradezu eine Explosion vieler, verschiedener Aromen, die sehr lange nachwirkten. Danach fiel es beim fünften Wein (Nummer 5.) wieder leicht ab, obwohl dieser schon etwas weiter gereift war.

Zu guter Letzt haben wir noch den Weißwein (Nummer 6) probiert. Dieser schmeckte nach exotischen Früchten mit wenig Säure und einer großartigen Länge. Vielleicht werden weiße Bordeauxweine unterschätzt – zumindest aber häufig vergessen … Interessant war auch, dass insbesondere die Rotweine sich über die Zeit veränderten. Während am Anfang die Weine zwei bis fünf sehr ähnlich waren und die Nummer 4 (2015er) als der beste wahrgenommen wurde, hat sich über die Zeit und mit mehr Luft insbesondere der Wein Nummer 3 (2019er) überproportional immer weiter gesteigert.


Eine in Summe tolle Erfahrung. Wir genießen die Weine bestimmt eine ganze Stunde. Unser Favorit war der 2015er. Zitat von Stefan: „Der geilste Wein, den ich je getrunken habe!“ – wobei dieser mit etwas mehr Zeit vermutlich vom 2019 überholt worden wäre…Als Stefan mir bei der Buchung sagte, was die Weinprobe kostet, habe ich geschluckt, aber es war es wert.

 

Abends zurück im Maison. Erst draußen auf der Terrasse bzw. auf dem weitläufigen Gelände völlig ruhig und entspannt genießen wir die Vorspeise mit dem offenen Blick in den Garten. Die Hauptspeise nehmen wir im kleinen harmonischen Essraum. Den Käse dann in der Bibliothek, wo das Champions League-Finale auf unserem iPad übertragen wurde. Ein wunderschöner Abend, der nur durch die Niederlage des BVB gegen Real Madrid getrübt wurde.


Am letzten Tag geht es nach einem sehr gemütlichen und schönen Frühstück von Saint-Estèphe mit dem Auto an die Gironde, dabei vorbei an den berühmtesten Weingütern des Pauillac. Die Stadt selbst wirkt etwas heruntergekommen und deutlich unterfinanziert – ein ganz anderes Bild im Vergleich zum hübschen und fast mondänen Ort Saint-Émilion.

 

Nach dem Stopp im Ort Pauillac setzen wir unsere Reise durch das Médoc über Saint-Julien fort. Anschließend stoppen wir noch einmal in Margaux. Wir gehen sehr entspannt an einigen berühmten Weingütern vorbei wie Château Margaux, Château Palmer, Château Marquis des Terme, Château Rauzan-Ségla und bestaunen die großartigen Gebäude und fühlen förmlich die Tradition.


Dann gehts leider schon wieder zum Flughafen.


Mit vielen Vorurteilen gegenüber Frankreich und Bordeaux bin ich hingefahren, aber eines Besseren belehrt worden (RD). Enorm viele wunderschöne Eindrücke und Impulse bleiben. Die Reise kann man unbedingt empfehlen.