Chateau d'Esclans - Juni 2025

 Ankunft auf Chateau d'Esclans nach dem Frühstück und kurzer Anfahrt nach La Motte. Wir werden empfangen mit den Worten „You will be converted to Rosé Fans“. Dirk und ich sind gespannt ob das auch bei uns beiden gelingt.

Reine Rosé Weingüter kenne ich nicht viele. Auch Esclans war früher kein Rosé Weingut. Vor ca 10 Jahren traf man auf Esclans die Entscheidung die Produktion von Weißwein und Rotwein vollständig zu stoppen und sich ausschließlich auf Rosé zu fokussieren. 
Dieser Switch alleine war Sacha Lichine der das Weingut 2006 übernahm und damit in dem LVMH Konzern integrierte nicht genug. Es sollte das beste Roséweingut der Welt werden. Und so wurde auch der Ausbau der Weine stark verändert:

  • Der Ausbau im 600l Eichenfass,
  • die streng auf <10C kontrollierte Kühlung nicht nur in Edelstahl, sondern nach einem eigens patentierten Verfahren auch im Holzfass,
  • regelmäßige Batonnage der auf der Hefe ausgebauten Weine,
  • sowie die jährliche Assemblage aller Partien zur Definition der versch. Q-Stufen

gehören definitiv nicht zum Standard Programm für den einfachen Ausbau von Rosé Weinen. Damit und mit geschicktem Marketing ist es Esclans gelungen sich als DAS Spitzenroséweingut zu positionieren. Mit dem Garrus, der in Restaurants für über 200€ p Flasche angeboten wird, hat Esclans nun auch einen der teuersten Rosé im Programm und spielt damit auch in der Liga der Luxusweine mit.

 

Das ganze spielt sich auf 240ha Weinbergen ab, die von 60 Festangestellten und während der Erntezeit von 300 Personen  bewirtschaftet werden. Esclans produziert insg. ca. 10 Million Fl. p.a. von denen ca. 50% in die USA exportiert werden. 
95% der Rebfläche ist mit Grenache, Cinsault und Vermentino bestockt. Dazu kommen u.a. Syrah und Tibouren.

Alle Rose sind Cuveé aus mind 2 Rebsorten, wobei Vermentino einer Cuveé zu max 30% zugegeben wird. Für den Wispering Angel werden 80% der Trauben und für die beiden Einstiegsweine 100% der Trauben zugekauft. Der Garrus ist der Einzellagen Rosé von Esclans auf einer kleinen 4ha Fläche am oberen Ende der Hänge ggü. vom Weingut.

 

Um Tannin zu reduzieren und Frische im Wein zu bewahren werden alle Trauben vor dem Pressen automatisch de-stammed. Beim anschließenden Pressen werden stickstoffüberlagert in 3 Druckstufen 3 unterschiedlich intensive Saftabzüge pro Pressvorgang erzeugt. Der Pressdruck wird so kontrolliert dass die Kerne dabei intakt bleiben. Jeder so erzeugte Abzug wird anschließend einzeln ausgebaut. Der Ausbau erfolgt in Edelstahl oder 600l Eichenfässern (Demi Muid). In beiden Fällen erfolgt der Ausbau gekühlt. Für die Barrels nutzt Esclans ein eigens für Holzfässer entwickeltes und patentiertes Kühlsystem, bestehend aus einem Kühlstab der in das Spundloch des Holzfass eingesetzt wird. Regelmäßige Batonnage sorgt für ausreichende Vermischung der Hefe.
Ungewöhnlich: Alle Weine erfahren eine aufwendige Assemblage analog zur Champagner Produktion um ein weitestgehend konstantes Geschmacksbild zu erzeugen.
 

 

 The Pale, 2024 (15€)
Grenache, Cinsault, Syrah. Outside Production bei Vertragswinzern und damit klassifiziert als Vin de Pays du Var. Entspricht gem deutscher Nomenklatur einem Landwein. Pfirsich, pink Grapefruit. Easy drinking, dry, refreshing, summer terrace. 7,5.

The Beach, 2024 (15€)
Grenache, Cinsault, Syrah. Wie beim The Pale, Outside Production bei Vertragswinzern in der Aix Region. Langer Kontakt auf der Feinhefe geben dem Wein Struktur. Klar und frisch. Melone und Pfirsich. Etwas kräftiger als der The Pale. 8,0.

 

Whispering Angel, 2024 (17€)
Die Signatur Marke von Esclans besteht aus Grenache, Cinsault, Vermentino aus eigenem Anbau. Cuvetiert aus verschiedenen Pressabzügen und in Edelstahl ausgebaut. Fruchtiger und cremig weicher Rosé. Beerendominiert im Geschmack. Durch die dezente Säure wirkt er frisch und sehr süffig. 8,5.

Whispering Angel und Miraval liegen im gleichen Preisrange und zielen auf die gleiche Klientel. Aufgrund seines differnzierteren Geschmacksbild bevorzugen wir persönlich ganz klar den Whispering Angel.

Rock Angel, 2024 (26€).
Ausgebaut zu 30% in Oak. Schöne Lachsfarbe. Der Rosé ist knochentrocken und erinnert mit seiner Aromatik an Pfirsich, Passionsfrucht & Mango. Sehr schöner frischer Rosé mit Charakter. Nice. Hier überschreiten wir persönlich die Schwelle bei der auch bei uns der Spaß mit Rose so richtig anfängt. 9,3.  Lagerfähig bis zu 3 Jahre.

 

Chateau D’Esclans, 2023 (50€).
Grenache, Vermentino und Syrah ausgebaut in einer 1:1 Mischung aus französischer Eiche (8 mo) und Edelstahl. In der Cuveé landet der frei abgelaufende Saft plus der Saft aus der ersten Pressung. Hoch intensiver Rosé, der bei geschlossenen Augen schon fast an Chardonnay erinnert. Vanille, Birne, Druck, strukturiert, salzig. 9,3. Lagerfähig bis zu 5 Jahre.

Les Clans, 2022 (70€).
Grenache mit ein wenig Vermentino, ausgebaut zu 100% in französischer Eiche (10 mo, incl. Batonnage). Der Wein sieht kein Edelstahl. Dieser Wein macht uns so richtig Spaß. Hochintensiv in der Nase. Im Mund kräftig und extrem cremig. Zitrus, Ananas, ein Hauch Erdbeere, Haselnuss, saftig. 9,5. Lagerfähig bis zu 8 Jahre. 2022 best to Drink now.

 

Garrus, 2022 (110€).
Einer der teuersten Rosé der Welt wird aus Grenache mit etwas Vermentino gekeltert. Der Wein kommt aus einer Einzellage mit 100-jährigen Reben und wird vollständig und für 11 Monate in französischer Eiche ausgebaut. Esclans produziert vom Flaggschiff 50.000 Fl p.a. Die Nachfrage nach diesem Edelgetränk übersteigt die Produktionsmenge bei weitem. Das Ergebnis: spürbare Gerbstoffe im 2022er. Kräftiger Rose mit Noten nach Werthers Echte, dezente Limette, Pfirsich, nice Salzigkeit. Und bei geschlossenen Augen erinnert er ein wenig an einen gekühlten Chardonnay. Ein ungewöhnlicher und sehr wuchtiger Rosé. Absriche in der Bewertung da aktuell zu kantig und somit schwer zugänglich und wegen des Preis. 9,2. Trinkreife bis 2026.

 

Auch wenn die 3 Estate Weine preislich sehr herausfordernd sind verlassen wir tief beeindruckt das Weingut und haben uns Rock Angel und Les Clans als Beute mitgenommen. Wir werden zu Hause den Weg der Konvertierung zu Roséfans fortsetzten. Da wir bekennende Freude der Primäraromatik sind, werden wir die Weine in der nächsten Zeit trinken und nicht auf die geschmackliche Wandlung der nächsten Jahre warten.