Priorat  Mas Alta Juni 2023

 Manel und der Önologe Damia del Castillo begrüßen uns auf dem modernen Weingut.

Mas Alta wurde erst 1999 vom belgischen Ehepaar Christine und Michel Vanhoutte gegründet.


Das ursprüngliche Weingut lag auf dem Berg in La Vilella Alta. Von dort ist man 2008 in ein neues Gebäude auf der grünen Wiese unterhalb des Ortes umgezogen. Das Gebäude wurde 2022/23 nochmals komplett renoviert und bildet mit seinem extrem modernen und geradlinigen Stil einen starken Kontrast zur Umgebung.

 

  Wir starten mit einem Gang durch die Weinberge welche direkt neben dem Weingut beginnen. Wir sind im Parc National Serra de Montsant. Ja ihr habt richtig gelesen. Das Weingut liegt in mitten des Nationalparks und muss sich somit mit Flächen zwischen den geschützten Park Flächen arrangieren. Dadurch ist die Rebenfläche stark zergliedert und vergleichsweise kleinteilig. Eine weitere Konsequenz ist auch der Öko Anbau der im National Park unumgänglich ist. Neben den Flächen in der Umgebung von La Vilella Alta verfügt Mas Alta über viele kleine Plots verteilt im gesamten Priorat. Mittlerweile über ca 63 ha. Damit ist Mas Alta einiges größer als Vall Lach mit seinen ca 44ha.


Wir laufen am Stall der beiden Mulis vorbei, welche zur Arbeit in den Weinbergen mit eingesetzt werden. Dabei erzählt uns Manel von den Wildschweinen die für das Weingut eine echte Plage darstellen, da sie die Trauben in Massen weg füttern.
Es sieht hier wie überall trocken und karg aus. Regen ist in diesem Jahr Mangelware. Bis dato gab es erst 1/3 der Regenmenge des Vorjahres.

 

 Zurück auf dem Gut gelangen wir über den Empfangsbereich in die Verkostungsräumlichkeiten. Alles im Stil des Hauses super modern und gradlinig gehalten.  Im eigentlichen Keller herrscht trotz der scheinbar großen Fläche geschäftige Enge. Wir gehen über die Bühne oberhalb der Tanke und blicken auf die üblichen Stahldeckel. Der Eindruck täuscht, denn bei Mas Alta werden keine Stahltanks eingesetzt. Die Trauben werden ausschließlich in Betonfässern ausgebaut. Die dadurch ermöglichte Diffusion gibt den Weinen mehr Struktur und ihre irre Samtigkeit.


 Mas Alta hat seine Hauptmarkt in Spanien und liefert, gefolgt von der restlichen EU. Nur etwa 5% gehen aktuell in die USA.

 

Wir nehmen im netten Verkostungsraum platz in dem die Protagonisten schön ordentlich auf einem Board aufgereiht sind. Darüber läuft auf einem Monitor eine Animation über das Weingut, das Weinmachen und die Region.

 

Los geht´s mit dem uns unbekannten Artigas White.

 

Artigas White, 2020 (26€).
Die Cuveé aus Weisser Grenache, Macabeu, Pedro Ximenez und Weißem Carignan bekommen wir schon mal direkt aus Begrüßungstrunk mit auf unseren Rundgang durch den Weinkeller … Doppelt animierend. Der Wein wird zur Hälfte in Zement und zur Hälfte in Eiche ausgebaut. Dadurch vermischen sich weißblütige Frische mit einer angenehm weichen Mineralität. Easy drinking, süffig, frisch, lecker. 9,2.

 

La Solana Alta, 2020 (48€).
Als nächstes bekommen wir einen fast reinen weißen Grenache, dem nur etwa 3% des weißen Carignan beigemischt wurde. Auch hier wird wieder der gemischte Ausbau in Zement & Eiche gewählt. Der Wein setzt sich deutlich von dem weißen Artigas ab. Er wirkt genauso frisch und rund, jedoch deutlich weniger vordergründig, oder anders ausgedrückt deutlich eleganter als der Artigas. 9,5.

Torbador, 2021 (49€).
Der letzte Weißwein in der Reihe heißt übersetzt der Searcher. Es ist der Playground des Weinguts, den man nutzt sich immer wieder neu zu erfinden. Jede Cuvee gibt es in ihrer Form nur einmal und wird jedes Jahr wieder neu kreiert. Wir sind immer noch geflasht vom La Solana Alta.

 Artigas, 2020 (24€).
Von der Cuvée aus Grenache, Cab Sauv und Carignan werden pro Jahr 40000 Flaschen produziert. Der Brot-und-Butter Wein von Mas Alta ist seit Jahren eine Bank. Der 2013er war unser erster Artigas und gehört seitdem zu einem unserer Dauergäste im Weinkeller. Auch der 2020er ist da keine Ausnahme. Das Maul ist voll mit Beerenaromen, einem Hauch von Schokolade, sowie maskuliner Würzigkeit. Top Wein zum Top Preis. 9,6.

L' Exclosa, 2019 (54€).
Wir haben einen neuen Wein im Glas. Der L' Exclosa ist ein reiner Syrah aus einem Klon von der Côte Rôtie - einer mit Syrah bepflanzten Steillage der Rhone - und die Erstausgabe bei Mas Alta. Der Wein wird ausschließlich in Beton ausgebaut.
Irre druckvolle Nase. Im Mund Brombeeren & Kirsche. Kraftvoll und weich. Elegant und ausdrucksstark. Süffig & geschmeidig. Eine spannende Neuentdeckung, die wir dann auch gleich mal auf die Orderliste setzten. 9,7.

Cirerets, 2020 (42€).
Und endlich haben wir unsere Leiblings-Cuvée im Glas: 60 % Cariñena (80 Jahre alte Rebstöcke) und 40 % Garnacha (30 Jahre alte Rebstöcke). Dieser Wein ist einfach betörend und umwerfend lecker. Extrem differenziert und balanciert zugleich! Über unsere Geschmacksknospen fliegen Blaubeeren, Brombeeren, Kakao, Thymian & Rosmarin. Das Zeug ist so was von saftig und fleischig dicht. Ein wahres Monument von dem wir nie genug bekommen können. 10,0.

 

La Basetta, 2018 (68€).
100% Grenache. Eigentlich lieben wir Grenache ... dachten wir bis zu dem Zeitpunkt. Der La Basetta ist auch eine Wucht. Ein Hammer dichtes Monument. Und für mich persönlich sicherlich einer der besten Weine aus dem Mas Alta Sortiment. Mit 68€ ist er noch so gerade im Bereich des Bezahlbaren. 9,8. ... Jetzt tritt er aber in der horizontalen gegen den La Creu Alta an. OMG !

La Basseta, 2011
Bei der Frage nach der Langlebigkeit der Weine bekommen wir den La Basetta 2011 ins Glas. Die Flasche trägt noch das alte Etikett. Der Wein ist vollständig intakt. Extreme Beerennoten springen uns in die Nase. Wir tauchen ein in einen dunkelbeerigen Obstkorb und wollen da gar nicht mehr raus ! Was für ein Wein ! Mit etwas Portwein finden sich im Mund auch ein paar tertiär Aromen. Der Wein ist sehr reif, aber noch vollständig in Takt.

 

Die Trauben des La Basseta kommen vom gleichen Plot wie der l´Ermita. Wow !!! Das setzt den Preis allerdings noch mal in ein ganz anderes Licht !

La Creu Alta, 2018 (90€).
100% Carignan liefern schon deutlich mehr Farbintensität als beim La Basseta. Und wie wir ihn so im Mund haben stellen wir mal wieder fest, dass wir eigentlich doch auch Carignan Fans sind. Dunkler Kirsch- und Beerenkompott. Ein durch und durch warmer Wein mit mediterraner Seele. Was für ein Genuss! Der Creu ist ungemein ausgewogen, geschmeidig & extrem lang. La Creu Alta ist nach dem Kreuz benannt das oben auf dem Plot steht und früher von den Pilgern zum Beten genutzt wurde. Ein wahrerer Wein zum anbeten. Und dann schmeckt er meiner Frau auch noch besser als der La Bassetta … na denn muss ich davon auch noch was mitnehmen
😇
. 9,9.

 

 Leider sind wir jetzt doch am Ende der Probe angekommen. Wir sitzen glücklich und zufrieden am Verkostungstisch und spüren den langen Nachhall des Creu im Mund … Manel hat zwischenzeitlich fast unbemerkt den Raum verlassen und kommt dann zu unserer Überraschung mit einem Nachtisch zurück😂.

 

Ranci
Ein in Glas fermentierter Rotwein. Der Wein wird dazu in Glasballons für 5-10 Jahre auf dem Dach der Sonne ausgesetzt. Hört sich brutal an … ist es auch ! Die kontinuierliche Einwirkung von Luft, Licht und Hitze verhindert die Entwicklung von Essigsäurebakterien. Es bilden sich Aromen von kandierten Früchten, Nüssen und etwas ranziger Butter. Ganz nett, leider fehlt uns jetzt dann doch das passende Menü zum Wein.

Wir decken uns mit l'Exclosa 2019 und La Creu Alta 2018 ein … wenn wir schon mal hier sind
😉.

 

Wir verabschieden uns von Manel, bedanken uns für diese außergewöhnliche Entdeckungsreise auf einem unseren Liebingsweingüter und sitzen anschließend noch stundenlang auf der Terrasse des Weinguts, genießen die Aussicht auf die Sierra Montsant Richtung Terra Dominicata und auf La Vilella Alta.

 

Apropos Terra Dominicata. Unseren letzten Abend verbringen wir auf der Terra Dominicata. Lecker Essen im tollen Ambiente des Restaurant Mater Terrae. „To know our gastronomy is to know our culture“ trifft den Spirit und das Ambiente perfekt ! Wir haben einen perfekt genussvollen Abend und versuchen uns nach 2 Tagen voller spektakulärer Weine an noch einem neuen Wein.

Wir probieren den 2018er Terra de Cuques von Terroir al Limit (EK ca 32€) aus dem kleinen Örtchen Torroja del Priort. Eine unserer besten Weintouren findet ihr genussvolles Ende in bestem Ambiente. Und den Weinen von Terroir al Limit werden wir uns bei passender Gelegenheit mal aus der Nähe widmen 💪.

 

Wir verlassen das Land der einsamen Rebe und fahren noch ein wenig durch das Priorat, vorbei an so legendären Gütern wie Mas Doix in Poboleda, welches wir leider in der uns zur Verfügung stehenden Zeit nicht auch noch besuchen konnten … Ein Grund wieder zu kommen und noch mehr über das Land der einsamen Rebe zu lernen.

 

Auf geht´s nach Barcelona.