Irland oder Emsland oder vielleicht doch eher die Frage Pfalz 2009 oder Pfalz 2011 ? - April 2021

Es ist ein (fast) normaler Freitagnachmittag. Der Arbeitstag endet mit einer Online Konferenz zu der ich mir - von meine Frau liebevoll zubereitet- ein paar Tapas gönne und ganz stilecht einen Pagos Viejos aus dem Jahr 2001!!


Während wir so quatschen und über das WE nachdenken, über Grillen und div Genussmomente schwafeln, kommt mir der Gedanke für das Grillthema am morgigen Samstag: eine Tomahawk Competition!! Dazu später mehr...

Jetzt genieße ich erst mal meine Tapas, den Artadi und lasse mich mit lockeren Gesprächen ins Wochenende gleiten.

 

Artadi, Rioja, Pagos Viejos 2001, 65,34€.

 

 Die Mineralität ist immer noch so dominant, dass ein Ende der Lagerfähigkeit nicht absehbar ist. Da hat die Prognose des Weingut´s tatsächlich gestimmt. Der Wein kam über Direktverbindung vom Weingut in meinem Weinkeller. Keine Zwischenlagerung in einer überhitzten Lagerhalle oder LKW. Der Wein ist top frisch. Ihm ist sein Alter nicht anzumerken. In diesem speziellen Fall tut es mir fast schon ein bisschen leid, dass ich diesen Wein schon jetzt geöffnet habe. Aber gut.... was soll ich sagen, das Zeug ist Hammer lecker.
Der Wein überrascht mit seiner fast jugendlichen Mineralität, einer unwiderstehlichen Frische, gepaart mit hochgradig differenziertem Beerengenuss. Ein komplexer Wein mit unglaublich intensivem Duft nach roten und schwarzen Jo-Beeren. Sauerkirsche, Cassis und dazu jede Menge Gewürze. Tabak und Schoko. Voll, schmelzig, lang, es entsteht blanke Gier nach Mehr ! Großartig! 10,0.

 

Es ist Samstagmorgen. Nach diesem tollen Genussabend und mit der Aussicht auf einen großartigen Grillabend, starte ich beschwingt in den Tag. Gestärkt durch das Frühstück steige mal gleich in meinen Keller und suche nach den passenden Weinen für den heutigen Abend.

 

Nachdem ich gestern das große Glück hatte einen gereiften Rioja voller Power und jugendlicher Frische genießen zu dürfen, testen wir heute mal das Wasser mit zwei gereiften deutschen Rotweinen.

Ikarus, der Star der Hensel Kollektion, und Cuvee X, der Kraftprotz aus dem Knipser Sortiment treten an gegen 2 mächtige Bullen vom Grill. Zweimal Tomahawk....der Traum eines jeden Jungen
💪💪


Hensel, Pfalz, Ikarus, 2011, 30€.


Tiefdunkles Rot. Dicht, dichter, am dichtesten. Am Rand schimmern ganz schwach die ersten bräunlichen Reflexe. Maskuline Nase. Würzig. Im Mund explodiert der Wein förmlich! Was für ein Geschmacksfestival. Dicht und ausdauernd. Wir sind spontan begeistert. „Schatz willst du mal probieren?“ .... eigentlich bin ich bei der Frage ziemlich safe - ist ja deutscher Rotwein 🤗, den mag meine Frau sowieso nicht. Und dann passiert das Unglaubliche. "Och, ich nehm auch ein Glas". Bin gespannt was sie sagt, wenn Sie erfährt, dass das Zeug aus der Pfalz und nicht aus Spanien kommt 🤣.  In der Nase springen einen zuerst die maskulinen Aromen an. Kaffee und jede Menge balsamische Noten. Mit der Zeit drängeln sich Beerenaromen - insb. Johannisbeerkompott - dazwischen. Eine angenehme Mineralität gibt dem Wein Rückgrat. Den hätte ich auch noch ein paar Jahre liegen lassen können.
Man ist das geil. 9,9.

Aktuell ist der aktuelle Ikarus für ca 35€ verfügbar. Kaufen und 10J weglegen.

 

Knipser, Pfalz, Cuvee X, 2009, 39,00€.


Dunkles Bordeaux Rot. Nicht ganz so dicht wie der Ikarus. Deutlich dezenter in der Nase. Im Mund wohlige Wärme. Ausdrucksstark, jedoch deutlich „deutscher“. Mehr Beeren, weniger Maskulinität. Auch die Cuvee X ist immer noch jugendlich druckvoll und hätte vermutlich noch Jahre in meinem Weinkühlschrank überlebt. Sicherlich einer der besten Rotweine Deutschlands. 9,6. Aber ganz ehrlich, dann am besten gleich den XR von Knipser 🤣
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Wie auch immer, diese Probe ist gerade das Richtige um nach anstrengender Gartenarbeit dem Sonnenuntergang zu frönen.

Na ja und dann ist ja noch das Fleisch. Eigentlich zu viel für uns drei, doch plötzlich...als ob er es gerochen hat, steht ein weiteres unserer Fleischmonster mit seiner Freundin vor der Tür. Mist, jetzt muss auch noch `ne Sättigungsbeilage her
🤗.

Die beiden Tomahawks – beide dry aged - sind vorbereitet. Eines aus Deutschland und eines aus Irland.
Es stehen an: Der Patriot aus dem Emsland, mit einer beeindruckenden Dicke von 6cm und
eine Kuh aus dem kühlen Norden mit schlappen 4cm.
Da das fette Emsrind deutlich länger benötigt, starten wir schon mal mit dem „dünnen“ Iren. Die Kettyle Farm beschreibt das Fleisch als "...grass-fed, salt aged & hand-selected for a delicious taste...". Und was soll ich sagen, das Tomahawk haut uns schier aus den Socken. Medium gegart ist es butterweich und unglaublich intensiv im Geschmack. Es ist eine schiere Geschmacksexplosion und eigentlich wollen wir nichts anderes mehr essen. Ok, ok, ein bisschen Sättigungsbeilage von der Plancha geht immer: Bratkartoffeln mit Zuckerschoten und Pack Choi.
Die dicke EMS Cow garen wir bei 100°C im Backofen bis auf eine KT von 58°C vor und finalisieren dann bei voller Power auf dem Grill.

Beide Tomahawks habe wir nur mit Salz vorgewürzt um die reinen Fleischgeschmack unverfälscht genießen zu können. Und jetzt kommt’s:
Im direkten Vergleich rutscht das EMS Rind deutlich ab. Das Fleisch ist wesentlich fester. Tatsächlich waren wir uns hier nicht ganz einig. Einige mögen das Mundgefühl von festem Fleisch lieber als weicheres Fleisch. Spätestens beim Geschmack waren wir uns aber alle einig. Der Ire ist um Meilen saftiger, nussiger, fleischiger, kurzum intensiver als das Emslandrind. So gesehen hätten wir die beiden Fleischsorten besser in umgekehrter Reihenfolge getestet. Hätten wir das Irische Beef nicht zur Verfügung gehabt wären wir mit der EMS Kuh vermutlich auch sehr glücklich gewesen … aber im direktem Vgl war das jetzt eindeutig!

 

Eindeutig Lecker war der Abend alle mal !